Die Beziehung des Sensei zum Dojo ist schwierig zu erklären, weil sie viele mögliche Aspekte des Lebens einschliesst. Der Sensei muss durch viele Arten der Kommunikation in die Seele der Schüler eindringen und zu sehr entfernt gelegenen Aspekte ihres Lebens vorstossen.
Der Sensei ist Vater, aber manchmal auch Mutter, derjenige der Ratschläge erteilt und der bestraft. Der Sensei, obwohl anders, ist doch wie jeder andere. Er ist ein Mensch, der seine Taten kontrolliert und Achtung verdient, weil er sich schon lange auf diesem Weg befindet.
Niemanden bevorzugen
Der Sensei sollte ein guter Lehrer sein. Das heisst, er vermittelt seinen Schülern zur richtigen Zeit und auf die beste Weise bestimmte Kenntnisse. Er muss in der Lage sein, seine Schüler und ihre Probleme zu betrachten, wie sie selbst nie dazu imstande wären: unbefangen und objektiv.
Der Sensei bevorzugt niemanden. Er ist gegenüber schneller fortschreitenden Schülern sogar strenger. Gegenüber Anfängern auf dem Weg ist er freundlich aber hart. Er weist auf entsprechende Art auf die inneren, spirituellen Aspekte der Kunst hin und ist seinen Schülern freundschaftlich verbunden.
Viele Leute missverstehen die Funktion des Sensei, da sie ihn gerne als Lehrer, Freund oder ähnliches betrachten. Der Sensei schaut unbelastet und frei auf seine Schüler, unabhängig von ihrem Aussehen und steht ihnen nach bestem Wissen und Gewissen bei.
Muss er hart sein, lässt er Härte walten, ist Weichheit angesagt verhält er sich milde. Der Sensei wählt immer die beste Vorgehensweise für seine Schüler, denn sein Herz ist immer mit ihnen.
Das höchste Lob im Karate ist das Schweigen
Er vertritt gegenteilige Meinungen seiner Schüler. So prüft er sie und beobachtet ihre Reaktionen. Er lobt niemanden. Das höchste Lob im Karate ist das Schweigen. Er wird merken, wie sich die Schüler inner- und ausserhalb des Dojo gegenüber Freunden und der Arbeit benehmen und wird dementsprechend vorgehen. Er wird Unwahrheiten einstreuen, um zu prüfen ob die Schüler sie aufnehmen, er wird schweigen, wenn er schreien sollte.
Er hört zu, wenn die Schüler sprechen, aber er kann die Gründe für ihr Sprechen verstehen, er ist stur aber trotzdem beweglich. Er ist immer aktiv, sogar wenn er sich passiv verhält, er gibt, während andere nehmen. Er verlangt keine Geschenke, behütet die Entwicklung von Körper und Geist.
Er ist traurig, manchmal unglücklich, oft verlassen und betrogen, aber er bleibt immer auf dem Weg, denn er selbst ist dieser Weg.
Auch wenn sein Äußeres sich ändert, der Sensei ändert sich nicht; er kann sich vollkommen anpassen, aber seine Ideale behält er in sich. Es braucht einige tausend Schüler um ein guter Sensei zu werden.
(C) Sensei Pavao Piacun (8. Dan),
Ausgebildeter Meister in Japan bei Sensei Kase, Sensei Murakami