Tomari-Te

tomarite kanji 160

Tomari-Te
Kanji - Schriftzeichen

(japanisch, so viel wie: Hand aus Tomari).

Tomari ist heute eine größere Stadt auf Okinawa. Früher war Tomari ein Dorf in der Nähe der alten Hauptstadt Shuri, das von Bauern und Fischern bewohnt wurde. Tomari-te benannte man allgemein die okinawanische Kampfkunst, die in den Schulen aus Tomari und Umgebung unterrichtet wurde.

Die Richtungen aus Tomari bilden - zusammen mit denen aus Shuri - heute das Shorin-Ryu. Obwohl das Tomari-te heute nicht als ein in sich geschlossenes System gilt, kann man die Kata und Techniken, die diesen Stil einst ausmachten, in den meisten Shorin-Stilen wiederfinden.

Die Hauptlinie des alten Tomari-te wurde von zwei Zeitgenossen aus dem späten 19. Jahrhundert geprägt - Matsumora Kosaku und Oyadomari Kokan. Matsumora unterrichtete als seine wichtigsten Schüler Kyan Chotoku, Motobu Choki, Kaneshiro Kinin, Higa Kana, Maeda Peichin und Iha Kodatsu. Über den letzteren gelangte die Kunst zu Nakazone Seiyu, Maeda Gisei, Kuba Chojun und Hokama Seikichi.

Ein weiterer wichtiger Meister des Tomari-te, Oyadomari Kokan, war der innere Schüler (Uchi-deshi) Shionjas. Oyadomari ist der Überlieferer einer alten Passai-Variante, die später seinen Namen erhielt. Er unterrichtete Kyan Chotoku und Oyadomari Kodai. Letzterer übertrug die Kunst auf seine Söhne Oyadomari Kotsu und Oyadomari Konin. Diese unterrichteten Hokama Seikichi, der auch bei Iha Kotatsu, Toguchi und Higa Kana lernte. Über diese wird heute die Kunst des Tomari-te weitergeführt.

Hokama erzählt, dass das Training früher im geheimen stattfand. Er beschreibt das Tomari-te als weich und fließend - es fehlten jene abgehackten Techniken, die man im modernen Karate sieht. Der gedrehte Fauststoß, den Itosu erfunden hat, wurde in Tomari nicht verwendet. Als wichtigste Angriffstechnik mit der Faust wurde der Haken (Ura-tsuki) zur Körpermitte gelehrt. In Verbindung mit einer steigenden Abwehr, die die Deckung des Gegners öffnete, wurde außerdem noch der Vorderknöchelstoß (Hiraken) zu den Vitalpunkten der Brust angewendet.