Taekwon-Do

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Taekwon-Do Wettkampf
...in voller Montur

Taekwon-Do (auch Tae-Kwon-Do) ist ein koreanischer Kampfsport und steht für Fuß (Tae), Faust (Kwon) und Weg (Do, hier ist der Weg des Geistes gemeint). Obwohl Taekwon-Do für den laienhaften Betrachter große Ähnlichkeiten mit anderen asiatischen Kampfsportarten aufweist, unterscheidet es sich in einigen wesentlichen Punkten von diesen. So ist die Taekwon-Do-Technik sehr auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt, was nicht zuletzt durch den Wettkampf bedingt ist. Im Taekwon-Do dominieren Fußtechniken deutlicher als in vergleichbaren Kampfsportarten.

Der Begriff Taekwon-Do tauchte erstmals 1955 auf und wurde von General Choi Hong-hi (ITF) entwickelt. Weltweit gibt es zwei Taekwon-Do-Stile (ITF und WTF), die sich hauptsächlich in der Formausübung und im sportlichen Kampf unterscheiden. Taekwon-Do entwickelte sich während der japanischen Besatzung in Korea und wurde durch das japanische Karate mit beeinflusst.

Eine Kampfart, die in Korea vor der japanischen Besatzungszeit vermutlich anzutreffen war, ist Kwon-beop. Doch dies ist definitiv keine traditionelle koreanische Kampfkunst, sondern nur die koreanische Schreibweise des chinesischen Quanfa oder japanischen Kempo, bedeutet also etwa „Fausttechnik“. Tatsächlich hatte diese Kampfart seinen Ursprung in China und kam über die Mandshurei „Land des Überflusses“,
im NO der VR China
nach Korea. Sie wurde von Soldaten etwa seit dem Ende der japanischen Invasion 1598 als letztes (waffenloses) Mittel auf dem Schlachtfeld trainiert, als ein vergleichsweise kleiner Bereich unter dem großen Angebot an bewaffneten Kampftechniken.

Die Ausübung von Kampfkünsten erfuhr in der Geschichte Koreas zwei große Dämpfer. Der erste war der Übergang vom Buddhismus zum Konfuzianismus als Gesellschaftsordnung zu Beginn der Joseon-Dynastie. Alles, was mit dem Militärwesen oder dem Kriegswesen zu tun hatte, wurde zugunsten anderer kultureller Errungenschaften gesellschaftlich abgewertet.

Ssireum, Subak, später Taekgyeon und im Militär Kwon-beop wurden zwar weiterhin ausgeübt und erfuhren in manchen Kreisen regelrechte Beliebtheit. Taekgyeon-Spiele etwa wurde gerne auf manchen Festen ausgeübt, besonders von Kindern. Der zweite, weitaus größere Einschnitt folgte auf die Besetzung Koreas durch Japan. Die Ausübung von Kampfkünsten war Koreanern generell verboten, nur in seltenen Einzelfällen scheint dies geschehen zu sein. Die Taekwon-Do-Begründer haben allesamt japanische Kampfkünste im Ausland gelernt.

Natürlich gab es lange vor der Einführung des Karate waffenlose Kampfkünste in mehr oder weniger systematischer Form in Korea. Ihr ursächlicher Einfluss auf die spätere Kampfart Taekwon-Do darf aber mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Erst später, als sich verschiedene Taekwon-Do-Unterstile herauszubilden begannen, wurden einige Elemente im Nachhinein hinzu ergänzt, wie etwa das im Taekgyeon entsprechend vorhandene Verbot des olympischen Wettkampfsystems, mit der Faust den Kopf zu treffen.

Taekwondo als moderner Sport unterteilt sich heute in die einzelnen Disziplinen:

  
Formenlauf  festgelegte Techniken werden in vorgegebener Reihenfolge durchgeführt 
Selbstverteidigung Selbstverteidigung gegen einen/mehrere unbewaffnete oder bewaffnete Gegner
Einschrittkampf Ein Schaukampf mit festgelegter Technikenreihenfolge gegen einen Gegner. Neben dem Einschrittkampf gibt es auch noch den Zwei- und Dreischrittkampf, die eher untergeordnete Bedeutung haben.
Bruchtest Zerstören von Holzbrettern, Ziegeln oder sonstigen Materialien mittels Taekwondo-Techniken
Freikampf abgesprochener oder freier Kampf in verschiedenen Kombinationen
Wettkampf Leicht-, Semi- oder Vollkontaktkampf gegen einen Gegner
Grundschule Gymnastik und Theorie sollten aber auch ständige Trainingsbestandteile sein

Die späteren 1970er und 1980er Jahre waren geprägt durch den Konflikt beider Taekwon-Do-Weltverbände, respektive ihrer Präsidenten Choi Hong-hi und Kim Un-Yong. Kim konnte dabei auf die massive Unterstützung seiner Regierung bauen, und so gelang ihm schließlich 1980 die Anerkennung der WTF als Weltfachverband Taekwon-Do vom IOC. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona war das WTF-Taekwon-Do als Demonstrationswettbewerb zugelassen, 2000 in Sydney und 2004 in Athen war es vollwertige olympische Disziplin.

Als kleine Anekdote soll hierzu kurz Großmeister Song Chae-Yong zu Wort kommen, welcher 1987 ein Interview über seine Anfänge als Taekwondo-Lehrer in München und die Unterschiede der Kulturen gab (aus Taekwon-Do im Westen, Mönchseulen-Verlag, 1989):

„...Disziplin ist sehr hart in Korea und besonders ein Judo- oder Taekwon-Do-Trainer gilt als Respektsperson. Man sagt Sahbum-Nim zu einem Meister in den Budo-Sportarten. Wenn also ein Sahbum-Nim das Training leitet, das ist dann vollkommen akzeptiert, was der macht, niemand kann etwas dagegen sagen. Ich habe mich das hier nicht getraut.

In Korea ist Sahbum-Nim ein Begriff, aber nicht in Europa, hier denken die Leute: Ach, das ist ja nur ein Trainer! Damals haben wir in Korea streng mit Meditation das Training angefangen, aber ich habe befürchtet, dass die Leute hier das nicht wissen, dass sie es komisch finden, einfach so zu sitzen, mit geschlossenen Augen. In Korea durfte man im Übungsraum, im Dojang, nicht sprechen, man durfte nicht einmal die Zähne zeigen. Man achtete sogar darauf, nicht auf den Schatten des Lehrers zu treten.

Ein Lehrer ist für uns eine absolute Respektsperson. Als ich hier in München an einem Gymnasium ein Praktikum machte für mein Diplom als Deutschlehrer, da war ich überrascht von der Atmosphäre des Unterrichts. Das kannte ich nicht. Das waren Schüler der 9. Klasse und die waren natürlich sehr frech. Am Schluss der Stunde packten sie einfach ihre Sachen und rannten weg, ohne zu grüßen. So etwas gibt es in Korea nicht...“