Seiza (zu deutsch etwa: „richtig sitzen“) ist die traditionelle japanische Sitzhaltung, bei der man kniend auf den Fersen sitzt. Der Rücken wird gerade aufgerichtet. Die Seiza-Sitzhaltung kann jedoch für Ungeübte nach einer Weile schmerzhaft werden.
Da es im alten Japan keine Stühle gab, wurde grundsätzlich im Seiza gesessen. Es gibt Überlieferungen über einen Shogun der Sengoku-Zeit, der über einen Stuhl so erstaunt war, dass er ihn bei Umzügen vor sich her tragen ließ.
Seiza war außerdem die vorgeschriebene Körperhaltung beim rituellen Selbstmord (Seppuku) eines Samurai.
Dabei ist Seiza eher eine „bequeme“ Sitzhaltung. Bei formellen Anlässen wird im Kiza gesessen, d.h. mit aufgestellten Füßen. Eine dritte, halb kniende Haltung, die auf die Sitzposition der Samurai in Rüstung zurückgeht, ist Tatehiza. In manchen japanischen Kampfkünsten sind Seiza, Kiza und Tatehiza ein Teil der zeremoniellen Abläufe, beispielsweise beim Iai-Do etwa die „Kunst des Schwertziehens“ oder Kyodo jap. „Weg des Bogens“,
Kunst des Bogenschießens .
„Stilles Sitzen“ in der Seiza-Position kann helfen, die Ängste der eigenen Existenz und die diesen zugrundeliegende Furcht vor der eigenen Vergänglichkeit hinter sich zu lassen. Es ist weiterhin ein ausgezeichnetes Mittel, um die Körperfunktionen zu normalisieren. Das Wesen der Übung besteht darin, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, anstatt sich ständig vorzumachen, wie die Welt nach unseren Wünschen sein sollte.
Körperhaltung
Man geht dabei mit geöffneten Knien in die Hocke und setzt dann das linke Knie auf den Boden. Das rechte Knie wird etwa zwei Handbreiten daneben abgelegt. Daraufhin legt man die noch aufgestellten Füße flach auf den Boden, so dass die großen Zehen übereinander liegen. Abschließend wird das Gesäß auf die Hacken abgesetzt.
Wichtig: die Zentrierung des Körpers
Den Rücken hält man gerade und man neigt die Lendenwirbelsäule etwas nach vorn, so dass die Wirbelsäule ihre natürliche S-Form einnehmen kann. Dabei darf man die Lendenwirbelsäule nicht nach hinten durchhängen oder den Rücken insgesamt zu weit zurücklehnen lassen, da es ansonsten zu schmerzhaften Muskelverspannungen kommen kann. Man verteilt das Gewicht am besten zwischen Füßen und Knien.
Den Kopf hält man aufrecht. Die Ohren befinden sich in einer Linie über der Schulter. Die Nase richtet man dabei über dem Gürtelknoten aus. Dadurch wird der Nacken ein klein wenig nach vorne geneigt. Im Iai-Do ist dies sehr wichtig, da dadurch Seme (Druck nach vorne) entsteht. Das Kinn wird ganz leicht eingezogen und der Nacken gleichzeitig gestreckt. Man hat das Gefühl, als ob der Kopf an den Haaren gerade nach oben gezogen wird.
Wichtig ist auch die Zentrierung des Körpers, um Muskelkrämpfe und –verhärtungen zu vermeiden.
Man stellt sich vor, ein Pendel hängt von der Schädeldecke herunter
Eine andere Möglichkeit, die richtige Position des Körpers zu finden besteht darin, sich vorzustellen, wie im inneren des Körpers ein Pendel von der Schädeldecke herunterhängt. Das Gewicht stellt man sich dabei in der Höhe des eigenen Tanden (etwa drei Fingerbreit unter dem Bauchnabel) vor. Lehnt man sich zu weit vor oder zurück, so verlässt das Pendel die Körpermitte. Richtig ausgerichtet befindet sich das Gewicht in der vorderen Hälfte des Hara (Unterbauch zwischen den Hüftgelenken).
Die Schultern sind locker und die Arme fallen ganz natürlich nach unten. Die rechte Hand wird mit der Innenfläche nach oben so auf die Oberschenkel gelegt, dass die Kleinfingerseite den Unterbauch berührt. Die linke Hand wird in gleicher Weise in die rechte Hand gelegt, die Daumenkuppen berühren sich ohne Spannung. Auf diese Art bilden Daumen und Finger eine ovale Form, kurz unterhalb des Nabels. Dieser Punkt wird Tanden oder auch Seika-Tanden genannt und entspricht in etwa dem Schwerpunkt unseres Körpers.
Die linke Hand über der rechten symbolisiert den ruhigen Pol, dass den aktiven Pol bedeckt. Die Daumen vereinen die beiden Gegensätze. Das Tanden wird als das Zentrum des Seins angesehen, es ist vom Hara umschlossen. Von diesem Punkt aus wird nach japanischer Auffassung das Leben gelebt.
Es gibt natürlich mehrere Variationen der eben beschriebenen Handhaltung, jedoch stellt die oben beschriebene die ausgeglichenste und entspannteste Methode des Sitzen dar.
Man senkt den Blick auf einen Punkt etwa einen Meter vor den eigenen Knien, ohne jedoch dabei den Kopf nach vorne fallen zu lassen. Ob man richtig liegt, merkt man, wenn die Nase sich noch im Sichtfeld befindet. Diese Blickhaltung hilft die Augen halb zu schließen und somit das meiste Visuelle um sich herum auszuschalten, jedoch ohne schläfrig zu werden.
Die Zunge liegt am Gaumen an und wird leicht gegen obere Zahnreihe gepresst. Die Kiefer liegen locker aufeinander. Man stoppt die manchmal störende Speichelproduktion in dem man die Luft aus dem Zwischenraum zwischen Zunge und Mundraum heraussaugt. So vermeidet man das Schlucken.
Die Atmung
Die Atmung wird auf ganz spezielle Art und Weise ausgeführt. Die alten Taoisten glaubten, dass der Atem das Leben selbst sei und jeder Person eine bestimmte Menge an Atemzügen zur Verfügung steht, und so galt ruhiger, langsamer Atem als Garant für ein langes Leben.
Die Schultern überlässt man einfach der Schwerkraft
Man atmet ruhig und ohne Spannung zum Solarplexus (lat.) deutsch: „Sonnengeflecht“,
dichtes Geflecht aus Nervenfasern,
ca. 1 Hand breit über dem Nabel ein. Der Bauch dehnt sich dabei nach vorne aus, während der Oberkörper sich ohne jegliche Muskelanspannung weitet. Die Schultern sollten sich dabei überhaupt nicht bewegen. Allerdings sollten sie auch nicht künstlich heruntergedrückt werden. Man überlässt sie einfach der Schwerkraft.
Das Einatmen endet ganz natürlich, wenn die Lungen gefüllt sind und es nicht weiter geht. Der Atem selbst bestimmt den Wechsel zur Ausatmung. Das Ausatmen sollte noch sanfter als das Einatmen sein. Dabei sollte kein Geräusch erzeugt werden, sondern einfach nur den ausgedehnten Bauch in sich zusammenfallen lassen. Die Ausatmung wird dabei solange fortgesetzt, bis man den Drang nach Einatmung verspürt, der Wechsel wiederum geschieht automatisch und natürlich. Man sollte außerdem darauf achten, dass der Bauch nicht zu lasch wird, sondern die Bauchmuskulatur in ihrer natürlichen Spannung bleibt.
Den Atemrhythmus sollte man auch nicht erzwingen. Mit fortgesetzter Übung wird er sich vielmehr ganz von selbst verlangsamen. In manchen Fällen kann die Atemfrequenz auf zwei Atemzüge pro Minute sinken. Dies sollte man sich jedoch nicht als Ziel setzen, sondern einfach nur ruhig und natürlich atmen.
Die Haltung des Geistes
Indem man dem natürlichen Rhythmus seiner Atmung folgt, beginnt man zunächst Ein- und Ausatmung innerlich zu zählen. Mit steigender Konzentration wird nur noch die Ausatmung gezählt – immer von eins bis zehn. Kommt man dabei durcheinander, so fängt man einfach wieder von vorne an und kümmert sich nicht um die letzte Zahl. Diese ist nicht wichtig. Es kommt nicht darauf an eine bestimmte Zahl zu erreichen, man zählt einfach.
Gedanken haben dabei keinen Wert
Aufkommende Gedanken nimmt man zwar wahr, man schenkt ihnen jedoch keinerlei große Bedeutung. Vielmehr soll man sie einfach nur beobachten und ziehen lassen. Auf keinen Fall sollte man versuchen irgendwelche Probleme zu lösen oder Argumentationen zu entwickeln. Vielmehr konzentriert man sich einfach bloß auf das Zählen. Alle Gedanken haben den gleichen Wert, wenn man sitzt – gar keinen. Man kehrt immer wieder zur Atmung zurück. Das gilt für alle störenden Gedanken, Halluzinationen, Panik, Furcht und andere Illusionen, die vielleicht aus dem Unterbewusstsein auftauchen. Einfach nur sitzen.
Wenn der Strom der Gedanken dann langsam zur Ruhe kommt, kann man aufhören zu zählen und man sitzt nur noch. Nehmen die Gedanken unsere Aufmerksamkeit wieder gefangen, so beginnt man einfach erneut mit dem Zählen.
Sonstige Aspekte
Das Einschlafen der Beine vermeidet man, wenn man eine zusammengerollte Decke zwischen Hüften und Hacken klemmt, um die Sitzposition zu erhöhen. Mit einem gewissen Grad an Schmerz muss man im Seiza zwar rechnen, trotzdem dient die Übung nicht dem Test der Willenskraft, indem man versucht, solange wie möglich durchzuhalten.
Mit einem gewissen Grad an Schmerz muss man im Seiza rechnen
Am besten sitzt man in einem ruhigen Raum, mit wenig Beleuchtung und wenigen optischen und anderen Ablenkungen. Musik stört ebenfalls, da Sinn der Übung gerade die Beseitigung von Zerstreuung und Ablenkung ist. Mit der Zeit ist man erfahren genug, um die Übung an beliebigen Plätzen durchzuführen. Lärm und andere Ablenkungen erreichen einen dann nicht mehr.
Nach dem Sitzen sollten die Beine aufgelockert werden. Dazu beugt man sich nach vorn und legt die Stirn auf den Boden. Die Hände werden mit der Innenfläche nach oben neben den Kopf gelegt und leicht angehoben. Diese Haltung symbolisiert Offenheit und Akzeptanz für alles, was diese Welt uns zu bieten hat. Verharrt man eine Weile in dieser Position, bevor man sich aufrichtet, dann kann man länger sitzen.
Alles, was wirklich notwendig ist, ist ein Platz, an dem man in Ruhe gelassen wird und einige ruhige Atemzüge. Wenn man Unterstützung braucht, dann kann Seiza auch in der Gruppe geübt werden, dies ist aber nicht unbedingt notwendig.
unter Verwendung Materials von A. Krause